In der Immanuel Albertinen Diakonie ist Frau Hildegard Heyer wohl die älteste Bewohnerin. Sie lebt im Feierabendhaus Volksdorf. Am 25. September 2023 feierte sie im Kreise ihrer Familie ihren 104. Geburtstag!
Als sie 1919 in Charlottenburg (damals noch bei Berlin) das Licht der Welt erblickte, war die Pandemie der „Spanischen Grippe“ gerade überstanden, der Ufa-Palast am Zoo in Berlin öffnete eine Woche zuvor seine Pforten, im Mai war die Uni Hamburg feierlich eröffnet und im Juni 1919 war der HSV gegründet worden. Es herrschte die Nachkriegszeit. Der Vater war schwerbeschädigt aus dem 1. Weltkrieg heimgekehrt und konnte seinen Beruf als Architekt nicht mehr ausüben. Er trat in den Familienbetrieb ein, eine große Wäscherei und Plätterei. Auch Frau Heyer lernte nach dem Abschluss der Realschule dieses Handwerk und legte nach Gesellenjahren schließlich im Bomben zerstörten Berlin mit Erfolg die Meisterprüfung ab. Ihre Leidenschaft für die Leichtathletik hatte ihre Jugendzeit bestimmt. „1936 durfte ich sogar im Verein mit den Olympioniken trainieren“, erzählt Frau Heyer stolz.
Frau Heyer begann ihr Studium der Textilchemie noch während des 2. Weltkriegs in Sorau im damaligen Schlesien, heute Polen. Ihre Flucht führte sie nach Bayern. Nach Kriegsende setzte sie ihr Studium in Krefeld am Niederrhein fort. 1948 begann sie bei der Firma Sunlicht (Unilever Konzern) in Mannheim. Dort kamen ihr ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus dem Handwerk zu Gute. Sie leitete die Versuchswäscherei und war u.a. an der Entwicklung des ersten nicht-staubenden Waschmittels namens Sunil beteiligt.
Ihren Ehemann, Dr. Ing. Heinz-Otto Heyer, lernte Frau Heyer über ihre Arbeit kennen. 1958 zog die Familie nach Hamburg-Volksdorf, wo sich Frau Heyer fortan um die drei Töchter sowie um Haus und Garten kümmerte und sich leidenschaftlich verschiedenen Handarbeiten widmete.
1972 sarb der Ehemann plötzlich und unerwartet im Alter von nur 65 Jahren, kurz nach seiner Pensionierung. Frau Heyer blieb im gemeinsamen Haus mit ihren Töchtern wohnen. 2012 zog ihre jüngste Tochter wieder bei ihr ein, da Frau Heyer wegen ihrer fortschreitenden Erblindung nicht mehr alleine leben konnte. Nach einem Schlaganfall 2017 konnte die vollzeit berufstätige Tochter noch mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes der Mutter das Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Sie ist froh und dankbar, dass Frau Heyer so ihren 100. Geburtstag noch zu Hause erleben konnten. Nach einem Sturz wurde die vollstationäre Pflege erforderlich und es fiel die Entscheidung zum Einzug in das Feierabendhaus Volksdorf vor genau vier Jahren im Oktober 2019.
„Die Wahl fiel auf das Feierabendhaus Volksdorf, da es ein kleines, christlich orientiertes Haus ist, denn unsere Mutter ist sehr gläubig“, erzählt die Tochter. Frau Heyer hat vier Enkeltöchter und zwei Urenkel im Alter von 19 und einem Jahr. Sie freut sich immer sehr über Besuch, vor allem, wenn ihre auswärts wohnenden beiden Töchter, die Enkelinnen und der Urenkel zu Besuch kommen.
Foto: Hildegard Heyer an ihrem 104. Geburtstag