Was Kinder und Jugendliche heute brauchen !?

2-JUROGGE_3774Fragt man Kinder danach, was sie von ihren Eltern und Bezugspersonen wollen, so werde vier Wünsche genannt: Nehmt uns so an, wie wir sind!  Vergleicht uns nicht immer! Lasst uns Zeit für unsere Entwicklung! Beobachtet und bewertet uns nicht immer! Daraus resultieren drei Grundhaltungen: Erziehung ist Beziehung. Erziehung ist nicht Vorbereitung auf das Leben, sondern das Leben selbst. Erziehung vollzieht sich in der Spannung von halten und loslassen.

Soviel Eltern gegenwärtig über Erziehung wissen, so lückenhaft sind ihre Informationen über die Entwicklung von Kindern. Und dies bringt Probleme mit sich. Anders formuliert: Im kindlichen Handeln drückt sich eben nicht allein ein elterlicher Erziehungsstil aus, kindliche Handlungsmuster sind zugleich Spiegel von Entwicklungsstufen, die ein Kind durchläuft, sind Ausdruck seines Temperaments, seines Charakters oder seiner Individualität.

Kinder kommen nicht als unbeschriebene Blätter auf die Welt. Und das ist gut so: Es wäre ja noch schöner, wenn Eltern die Blätter selber bekritzeln könnten, um sie dann, wenn ihnen etwas nicht passt, zu löschen. Nein, Kinder sind beschriebene Blätter, auf denen die Einzigartigkeit eines jeden Kindes festgelegt ist. Damit ist elterliches Handeln keinesfalls überflüssig: Eltern stellen aus den beschriebenen Blättern das Buch des Lebens zusammen, wie es für viele Jahre gültig ist –nicht mehr und nicht weniger.

Es geht im Vortrag zunächst nicht um die Vermittlung von Erziehungstechniken. Im Vordergrund stehen vielmehr Haltungen, die man dem Kind gegenüber einnimmt.

Kinder wollen in den einzelnen Entwicklungsstufen begleitet und nicht gehetzt, aber auch nicht festgehalten werden. Wenn Kinder vier Jahre alt sind, dann sind sie vier und nicht sechs, wenn sie sechs sind, dann sind sie sechs und nicht neun,…usw. Doch Eltern und Kinder sind zugleich gleichwertig. Eltern sind nicht nur Lehrer, sie sind auch Schüler, und Kinder sind nicht nur Schüler, sie sind auch Lehrer –manchmal langmütiger, spontaner, manchmal einfühlsamer und geduldiger als Eltern. Kinder ernst zu nehmen, meint eben auch, sie als Lehrer zu begreifen, von denen man viel erfahren kann. Mit Kindern zu leben, heißt nicht für sie zu leben, sondern gemeinsam mit ihnen zu leben und zu lernen.

Kinder brauchen Halt gebende nicht aber klammernde Eltern. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen Wurzel und Flügel verleihen –Wurzeln, um mit der Erde verbunden zu bleiben. Wurzeln zeigen Kindern an, woher sie kommen. Wurzeln zeigen Kindern die Traditionen, die Großeltern und Eltern geprägt haben. Die Aufgabe der Kinder besteht darin, diese Traditionen daraufhin abzuklopfen, welche für sie zukünftig gültig sind, welche über Bord geworfen werden können. Kinder entscheiden, welche Normen und Werte sie im Rucksack des Lebens verstauen, welche sie zurücklassen. Mit diesem Rucksack und ausgestattet mit Flügeln machen sie sich auf den Weg. Der Weg ist dabei das Ziel. Und dann kommen Kinder kurz zurück, um von der weiten Welt zu erzählen, von den Wegen, den Irr- und Umwegen und um den Rucksack wieder aufzufüllen für die nächsten Etappen.

Vortrag mit Dr. Jan Uwe Rogge am 17. Januar um 19:30 Uhr im Sasel-Haus.

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