Die Kartoffel ist die Giftpflanze des Jahres 2022

Zum 18. Mal gibt der Botanische Sondergarten Wandsbek das Ergebnis der Wahl zur „Giftpflanze des Jahres“ bekannt. Im Gegensatz zu anderen Nominierungen im Bereich „Natur des Jahres“ kann jede Person Kandidaten vorschlagen und sich an der Abstimmung beteiligen.

Am 15. Dezember 2021 endete die 200-tägige Abstimmung, aus der die Kartoffel als Sieger hervorging. So trugen 27,5 Prozent, also 480 der 1751 gültigen Stimmzettel, den Namen des beliebten Nahrungsmittels. Die Wahlbeteiligung lag bei diesem Durchgang erneut über dem Durchschnitt (1580 Stimmen).

Die weiteren Plätze verteilen sich wie folgt:

  1. Platz: Lebensbaum Thuja sp. 370 Stimmen (21.1 %)
  2.  Platz: Schwarzes Bilsenkraut Hyoscyamus niger 361 Stimmen (20,6 %)
  3. Platz: Dickmännchen Pachysandra terminalis 308 Stimmen (17,6 %)
  4. Platz: Blauer Nachtschatten Lycianthes rantonnetii 232 Stimmen (13,2 %)

Ziel der Aktion war und ist, dass Menschen sich kritisch mit dem Thema „Giftpflanzen“ auseinandersetzen, Fragen stellen und ggf. auf die giftige Wirkung einiger Pflanzen aufmerksam gemacht werden. Pflanzen mit giftigen Inhaltsstoffen haben keinen Makel, daher sollten sie grundsätzlich nicht aus den Gärten und der Natur entfernt werden.

Über die Giftpflanze des Jahres 2022

Die Kartoffel ist heute als Grundnahrungsmittel nicht mehr aus Rezepten und Speisekarten wegzudenken. Doch nach der Einfuhr dieses Gewächses aus den Anden Südamerikas mussten einige Hürden genommen werden, bis Pommes frites, Pell- und Salzkartoffel und sogar der Kartoffelsalat zu Weihnachten salonfähig wurden. Grund hierfür ist, dass zunächst das giftige Kartoffelkraut verzehrt wurde und dadurch Krankheits- und Todesfälle auftraten. Die Knollen hingegen wurden verteufelt und den Schweinen oder Häftlingen zum Verzehr gegeben.

Mit der Wahl der Kartoffel zur Giftpflanze des Jahres soll auf die Giftwirkung in den grünen Pflanzenteilen und Früchten aufmerksam gemacht werden. Keinesfalls soll dieser Titel den Verzehr der leckeren stärkehaltigen Knollen beschränken. Die Kartoffel steht als Botschafterin dafür, dass es mit wenigen Grundkenntnissen problemlos möglich ist, unfallfrei mit Giftpflanzen in Haus und Garten zu leben. Denn das Uhrwerk der Biodiversität ist auch auf die giftigen Vertreter in Flora und Fauna angewiesen!

Die Kartoffel als Nutzpflanze

An dieser Stelle soll sich nicht in den über 2.000 Geschwistern von Laura, Linda, Sieglinde, Bintje oder gar den Bamberger Hörnchen verloren werden. Es ist jedoch festzustellen, dass Kartoffelsorten unterschiedliches Kochverhalten haben: So unterscheidet man festkochende und mehligkochende Kartoffelsorten.

Küchentipps, die vor gesundheitlichen Schäden bewahren sollen:

  • Sobald die Kartoffeln geschält und zerkleinert wurden, sollten diese niemals im Kühlschank aufbewahrt werden! An den Schnittstellen bildet sich das giftige Solanin zum Schutz der Knolle vor Infektionen! Dies bedeutet auch, dass bei der Ernte oder dem Transport beschädigte Kartoffeln aussortiert werden sollten.

Das Einfrieren der Kartoffelstücke wäre aus Sicht der Bildung von Solanin möglich. Allerdings werden die Kartoffelstücke nach dem Auftauen glasig und schmecken süßlich. Dies geschieht auch, wenn die Kartoffel bei der Lagerung Frost bekommen.

  • Kartoffelknollen sind als giftig zu erkennen, wenn die Kartoffel mehr grün als gelb/braun ist oder sich bereits lange (< 1 cm) Keime gebildet haben. Das Solanin ist hitzebeständig und wird erst bei über 240 °C zerstört. Das Kochen in siedendem Wasser zerstört das giftige Alkaloid nicht!
  • Recycling und Wassersparen werden natürlich immer gern gesehen. Jedoch sollte Kartoffelkochwasser nicht weiterverwendet werden.
  • Wurden die obigen Hinweise alle befolgt und das Kartoffelgericht schmeckt dennoch seltsam bitter, ist von dem Verzehr abzusehen.
  • Werden Pommes frites oder Bratkartoffeln und andere Kartoffelgerichte bei über 170 °C zubereitet, entsteht das gesundheitsschädliche Acrylamid. Acrylamid wird als erbgutschädigend und krebserregend eingestuft.

Unter www.hamburg.de/giftpflanze-des-jahres finden Interessierte weitere Informationen.

Erste Hilfe bei Vergiftungen:

Bei dem geringsten Verdacht einer Vergiftung sollte man sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Auch die Giftinformationszentralen sind kompetente Ansprechpartner, die rund um die Uhr erreichbar sind und Auskunft geben. Zum Beispiel das Giftinformationszentrum Nord kann im Notfall unter 0551/19240 erreicht werden.

Es geht weiter

Die Aktion „Giftpflanze des Jahres“ geht weiter. Bis zum 20. Mai 2022 können Kandidatenvorschläge für die Wahl der Giftpflanze des Jahres 2023 gemacht werden. Aus diesen Vorschlägen wird je eine giftige Nahrungspflanze, eine Staude, ein Gehölz und eine Kübel-/Zimmerpflanze sowie eine ein-/zweijährige Pflanze zur Wahl gestellt. Die Vorschläge können über das Online-Formular: http://www.hamburg.de/wandsbek/gdj-kandidaten-vorschlag/ oder per Telefon 040 – 693 97 34 eingereicht. Online können Interessierte sich auch für den Themen-Newsletter Giftpflanzen eintragen. (Foto: Helge Masch)

Die Wahl der „Giftpflanze des Jahres“ 2023 beginnt am 1. Juni 2022 und endet am 15. Dezember 2022.

Weiterhin stellen werden Materialien für externe Wahllokale z. B. in Naturerlebnishäusern und Arbeitsmaterialien für die Thematisierung und Abstimmung in Schulkassen zur Verfügung gestellt.

 

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