… als in Steilshoop schwarze Piratenflaggen gehisst waren …

Feiersaal

kamen im November 1969 und im Mai 1970 zwei jungen Pastoren, Helmut Elliesen-Kliefoth und Rudolf Wolter nach Steilshoop und nahmen ihren Dienst im kleinen Gemeindezentrum im Georg- Raloff-Ring auf. Sie kamen also inmitten der Phase, in der der Kleingartenstadtteil abgeräumt wurde, um eine große Neubausiedlung zu errichten. Hier hatten seit dem Krieg mehr als 4000 Menschen, deren Wohnungen in der Innenstadt zerstört worden waren, eine neue Heimat gefunden. Die schwarzen Piratenflaggen, die hier und dort noch hingen, kündeten von dem Widerstand vieler Bewohner_innen gegen die Errichtung einer Großraumsiedlung inmitten der grünen „Idylle“.

Aber aufzuhalten war nichts mehr. Deshalb ging es den beiden Pastoren zunächst darum, die Bauphase kritisch zu begleiten und mit dafür Sorge zu tragen, dass der neue Stadtteil menschen­würdige Rahmenbedingungen für gute nachbarschaftliche Beziehungen bieten würde. Dass in jedem Wohnring Gemeinschaftseinrichtungen (u.a. „Spielwohnungen“) entstanden, ist vor allem ihrer Initiative zu verdanken. Parallel stand die Frage im Raum, wie das kirchliche Leben in dem neuen Stadtteil mit ca. 24.000 Einwohner_innen, von denen etwa 14.000 evangelische Christinnen und Christen waren, gestaltet werden könnte.

MLK Straßenansicht

Im Zentrum der Überlegung stand der Grundsatz von Dietrich Bonhoeffer: „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“. Der kirchliche Planungsausschuss leitete hieraus Leitsätze ab, die der Kirche in der modernen Großstadt Gestalt geben soll:

1. Sie will Menschen, die der Unterstützung bedürfen, dabei helfen, selbstbestimmt zu leben

2. Sie will Menschen aus der Vereinzelung in die Gemeinschaft rufen

3. Sie will durch die Besinnung auf die biblischen Befreiungstraditionen das Leben in Gottesdiensten feiern und Hoffnung wecken

In all den drei Leitsätzen will Kirche Zeugnis ablegen von der Botschaft Gottes, die den Menschen Freiheit eröffnet, aber eben auch Verantwortung zumutet.

In der baulichen Gestalt des Gemeindezentrums sind manche dieser Leitsätze auch heute noch gut ablesbar: Der Kirchraum heißt auch heute noch „Feiersaal“ und betont das „Feiern“ des Lebens. Das Gemeindezentrum hat neben dem Haupteingang zahlreiche Nebeneingänge zu diversen Räumen, die eine vielfältige Nutzung ermöglicht.
Als niedrigstes Gebäude im Stadtteil setzt es nicht auf Pracht und Größe. Es bevorzugt die unmittelbare Nutzbarkeit für die Gestaltung eines lebendigen Gemeindelebens, das auch die Verantwortung für den Stadtteil betont.

Auch die inhaltliche Arbeit der Gemeinde folgte den theologischen Leitsätzen. Insbesondere wurden diakonischen Arbeitsfelder aufgebaut: Jugendsozialarbeit, Ausgabe von Lebensmittel­gutscheinen, musikalische Früherziehung mit therapeutischen Grundsätzen, psychologische Beratungsstelle, Diakoniestation, Treffpunkt für Ältere, Kindertagesstätte und Kinderstube.

In den ersten Jahren war auch die katholische Kirchengemeinde hier zu Hause, bis das eigene St. Johannis-Gemeindezentrum fertiggestellt war.

So wurde das Gemeindezentrum über die Jahre nicht nur eine bedeutsame Anlaufstation für viele Steilshooper_innen, sondern auch einer der zentralen Orte des Stadtteils, an dem stadtteilpolitische und gesamtgesellschaftliche Fragen diskutiert wurden. Dass die Kirchengemeinde sich nicht scheute, zu bestimmten Fragen auch klar Stellung zu beziehen, ist noch heute an den kleinen gelben Schildchen „atomwaffenfreie Zone“ abzulesen.

Manche bedauern heute, dass das Gemeindezentrum trotz allem von vielen Steilshooper_innen nicht  als ihre „Kirche“ identifiziert wird, doch kein anderes Gebäude hat es in Steilshoop geschafft, unter Denkmalschutz gestellt zu werden und sogar einen eigenen Namen von der Bevölkerung zu erhalten: Blaue Kachel – manchmal geringschätzig, oft aber liebevoll gerufen.

… und blaue Kacheln gesetzt wurden …

PROGRAMM

Freitag, 06.06. 10.00 – 17.00 Uhr: Lebendige Gemeinde im Stadtteil

Gemeindegruppen und Vereine stellen sich vor und laden ein zum aktiven Mitmachen im Einkaufszentrum.

Ort: EKZ Steilshoop, Schreyerring 26

Freitag, 06.06. 20.00 – 02.00 Uhr: Tanzabend im Gemeindezentrum

Ab 20:00 Uhr wird ein DJ Musik auflegen, die jede Altersklasse zum Tanzen einlädt. Versprochen! Selbstverständlich können Snacks und Getränke zu kleinen Preisen erworben werden. Der Eintritt ist frei.

Ort: Martin Luther King-Kirche, Gründgensstraße 28

Samstag, 07.06. 12.00 – 15.00 Uhr: Internationales Mittagessen

Wir laden ein zu einem internationalen Mittagessen, bei dem sich die kulturelle Vielfalt unseres Stadtteils in kulinarischen Genüssen präsentiert. Wir freuen uns, wenn die kulinarische Vielfalt durch mitgebrachte Speisen

(für ca. 5 Personen) erweitert wird. Wer keine Zeit und Muße für die Zubereitung von eigenen Speisen findet,

kann eine kleine Spende zugunsten unserer Martin Luther King-Kindertagesstätte entrichten. Kommen Sie vorbei und genießen Sie die Gaumenfreuden unseres Stadtteils. Eine Anmeldung wird erbeten unter kita-mlk@web.de

Ort: Martin Luther King-Kirche

Samstag, 07.06. 16.00 – 19.00 Uhr: Was macht ihr denn jetzt?

Ehemalige Pastorinnen und Pastoren der Gemeinde reisen an von nah und fern und berichten darüber, was sie

heute machen. Dazu haben wir in unseren Fotoarchiven gestöbert und eine tolle Fotoshow vorbereitet, die unser Gemeindeleben aus den vergangenen 40 Jahren dokumentiert.

Ort: Martin Luther King-Kirche

 Samstag, 07.06. 20.00 – 24.00 Uhr: Spirituelle Nacht der Lieder

Unter der Anleitung von Raaja Fischer singen wir gemeinsam einfache Lieder des Herzens aus der Vielfalt der spirituellen Traditionen der Erde und schaffen einen Raum der Andacht, Gemeinschaft und Lebensfreude. Alle, die meditative Kontemplation lieben und gerne singen, sind herzlich eingeladen diesen besonderen Abend

mit zu erleben!

Ort: Martin Luther King-Kirche

 Sonntag, 08.06. 11.00 – 19.00 Uhr:  Jubiläumsgottesdienst

Der Gottesdienst wird gestaltet von Pröpstin Isa Lübbers, Pastor Sönke Ullrich und ökumenischen Freunden.

Musikalisch wird der Gottesdienst begleitet vom Posaunenchor Sasel und der Kantorin Judith Viesel-Bestert. Im Anschluss laden wir ein zu einem Sektempfang.

Ort: Open Air vor der Martin Luther King-Kirche, bei Regen in der Kirche.

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